Freitag, 24. Oktober 2014

Vergleich von Aktivantennen II - Wellbrook ALA-1530S+ vs. MegaLoop ML-200

tl;dr:

Vergleich der Aktivantennen ALA-1530S+ (350€) mit der MegaLoop ML200 (239€). Die ML-200 ist auf LW ausgesprochen gut - relativ geringes Rauschen, fette Pegel, besser als die ALA-1530S+. Etwa gleich auf Mittelwelle und unteren Kurzwelle, weiter oben ist die ALA-1530S+ besser. Allerdings ist die ML-200 weitaus größer als die ALA-1530 und auch recht teuer.

Notwendige Vorbemerkung:
Ich arbeite bei WiMo, wir vertreiben u.a. Produkte der Fa. Bonito, deren Antenne (ML-200) ich hier teste. Das legt natürlich eine gewisse Vorspannung nahe, ich bemühe mich aber um eine neutrale und faktenbasierte Betrachtung.



Wie im letzten Beitrag bereits erwähnt - meine Standard-Antenne zum Hören auf LW/MW/KW ist die Wellbrook ALA-1530S+. Ich nutze diese Antenne gerne zum Hören auf Langwelle, u.a. für LW, NDBs, Mittelwelle  aber auch für Kurzwelle so bis 18MHz.

Heute geht der Vergleich gegen eine 'MegaLoop ML-200' die von der Fa. Bonito angeboten wird. Produziert wird die ML-200 in Deutschland. Der angebene Empfangsbereich reicht von 9kHz bis 200MHz. Die Antenne ist als Magnetic Loop ausgeführt, wobei die Schleife aus ziemlich dicker aber flexibler Litze mit 5m Umfang aufgebaut ist. Die Antenne wird einfach mithilfe von 2 Saugnapf-Haken im Fenster oder an anderer geeigneter Stelle aufgehängt.

Aufbau

Der Messaufbau ist wie im vorherigen Blog-Beitrag: beide Antennen in geringer Entfernung zueinander im Garten in ca. 4-5m Höhe, Koax-Umschalter, ASA-15 Verteiler, Elad FDM-S2 SDR als Empfänger. Die ML-200 hängt in ca. 4m Höhe völlig frei zwischen zwei GFK-Angelruten, der Verstärker und Einspeisepunkt hängt in ca. 170cm Höhe. Dadurch bildet das Kabel der Schleife ein Dreieck, wahrscheinlich würde eine kreisförmige Aufhängung noch etwas mehr bringen... Soweit ich die Theorie noch im Kopf habe kommt es bei solchen Antennen maßgeblich auf die umschlossene Fläche an, und die wäre beim Kreis bei gegebenem Umfang besser.


Ergebnisse

Um es kurz zu machen - auf Längst- und Langwelle ist die ML-200 weitaus 'besser' als die ALA-1530S+, die bisher für mich das Maß der Dinge in diesem Frequenzbereich war. Besser heisst hier: gleiche oder bessere Signalpegel bei gleichem oder weniger Rauschen. Die ML-200 rauscht sehr wenig, die Pegel sind auf LW bedeutend höher... damit ist das alles entscheidende Signal/Rauschverhältnis günstiger. Das hört man, das sieht man im Wasserfall.

Messwerte im Vergleich in dB (? heisst dass das Signal kaum wahrnehmbar war)
ALA-1530S+ ML-200
MSF Anthorn 60kHz -107?-80
RUB Moscow 66.6kHz-108?-94
HGA22 135.6kHz -81-79
DDH47-89-70
DLF Donebach 153kHz-49-41
NKR 292kHz (carrier)-89-89
DGPS Koblenz 302.5kHz-108?-92
France Inter Lyon 603kHz-44-53


Der englische Zeitzeichen-Sender auf 60kHz - mit der ALA-1530S+ (oben) heute kaum aufzunehmen (das war schon mal besser), mit der ML-200 (unten) klar und deutlich. Man sieht schön, dass das Hintergundrauschen kaum zunimmt, der Pegel aber deutlich besser ist.



DWD DDH47 auf 147.4 kHz. Gleiches Ergebnis: Die ALA-1530S+ (oben) bringt gewohnt stabile Signale, die ML-200 (unten) liefert aber bei kaum stärkerem Rauschen deutlich stärkere Pegel. Das ist schon richtig gut. Der naheliegende und sehr laute DLF auf 153kHz stört beide Antennen nicht.

Etwas erschrocken war ich dann doch - das Signal vom DGPS-Sender Koblenz auf 302.5 kHz ist mit der ALA-1530S+ (oben) ansonsten immer gut aufzunehmen, heute abend aber kaum. Kaputt ist die Antenne nicht, denn eigentlich ist alles andere so wie immer. Das Signal springt mit der ML-200 aber richtig hoch. Die daneben liegende NDB 'RTT' (Innsbruck) war mit der ALA kaum zu hören, mit der ML-200 gut. Wieder ist schön zu sehen, dass das Rauschen mit der ML-200 kaum ansteigt.



Richtig interessant wurde es dann im Amateurfunkbereich auf Mittelwelle, also bei 472 bis 479 kHz. Oben im Wasserfall die ALA-1530, deutlich sichtbar das weitaus stärkere Rauschen, durch dass das CW-Signal von I2BBJ fast untergeht. Mit der ML-200 ist dann nicht nur I2BBJ klar lesbar, sondern auch LA8AV, S57A und andere.

Ich glaube ich habe eine neue Lieblingsantenne für LW/MW... :)
Man darf aber nicht vergessen, das die ML-200 eine fast dreimal so großen Fläche umschliesst wie die ALA-1530. Das macht sich hier bemerkbar.


Die weiteren Vergleiche weiter oben haben dann gezeigt, das ab der Mittelwelle die Antennen etwa gleich sind, dann fängt die ALA-1530S+ an die ML-200 zu überholen. D.h. die Wellbrook bietet etwas höhere Pegel bei vergleichbarem Rauschen. Ab 20m ist das dann so ausgeprägt, das manche Signale mit der ALA-1530S+ gut zu hören sind, mit der ML-200 so gut wie garnicht. Während ich diesen Blog-Eintrag schreibe steht der Empfänger auf 14188 kHz, dort lief eben ein QSO zwischen CT2... und VK2..., beide Seiten gut mit der ALA-1530 aufzunehmen, die VK-Station mit der ML-200 nicht. Jetzt ist auf der gleichen Frequenz  PY5/DJ2ST zu hören - mit der Wellbrook sehr gut zu hören, deutlich leiser mit der ML-200.


Fazit

Die MegaLoop ML-200 ist auf Längstwelle und Langwelle der neue Gewinner bei mir im Shack. Ausgesprochen gute Signale bei geringem Rauschen, in allen Fällen auf LW besser als mein bisheriger Maßstab, die ALA-1530S+. Auf Mittel-/Grenzwelle nehmen sich beide Antennen nichts, weiter oben hat dann die ALA-1530S+ die Nase vorne. Wenn man also den Platz hat die ML-200 aufzuhängen und Wert auf guten Langwellenempfang legt, dann ist das eine gute Empfehlung. Die ML-200 lässt sich leicht und klein verpacken und ist damit auch gut für den Urlaubskoffer geeignet, vorausgesetzt man hat die nötigen Aufhängungspunkte.


Hier noch ein paar breite Spektren im Vergleich:

0 - 4500kHZ mit der ALA-1530S+: 

0 - 4500kHZ mit der ML-200. Man sieht die deutlich höheren Pegel im LW-Bereich, das niedrige Rauschen auf der untren Kurzwelle.

4500 - 9000 kHz an der ALA-1530S+

4500 - 9000 kHz an der ML-200. Etwas niedrigere Pegel bei relativ niedrigem Rauschen, durchaus noch brauchbar und kaum weniger tauglich als die ALA-1530.

9000 - 13500 kHz an der ALA-1530

9000 - 13500 kHz an der ML-200. Die Signal sind sichtbar schwächer, das Rauschen aber auch. Aber es gibt schon erste Fälle wo man manche Signale nur noch an der ALA-1530 gut aufnehmen kann.

13500 - 18000 an der ALA-1530S+

13500 - 1800 an der ML-200. Hier wird jetzt richtig deutlich das die ALA-1530 auf den höheren Frequenzen die besseren Signale liefert. Auf 20m war das der Unterschied zwischen geht/geht nicht.



5 Kommentare:

  1. Hallo Ekki,

    ich bin Rudolf Ille (DG1GZ) von NTi, der Entwickler der ML 200.
    Zuerst mal vielen Dank für Deinen ausführlichen Test und die damit verbundene Mühe!

    Erlaube mir noch einige Anmerkungen:

    1.) Vergleich Flächeninhalt der Loops:

    ALA1530s+ = 0.785qm bei 1m Durchmesser Loop
    ML 200 = 1.19qm bei 5m Umfang (Standardlieferumfang) und Aufhängung als gleichseitiges Dreieck >>> d.h. die ALA hat effektiv nur 34% weniger Fläche als die ML 200!

    2. Die ML 200 ist so konstruiert, dass sich unterschiedlichste Loop-Strahlerelemente verwenden lassen, die über die beiden M5-Edelstahlschraubanschlüsse befestigt werden können. Damit wird höchstmögliche Flexibilität erreicht und auch eigene Experimente mit alternativen oder Eigenbau-Strahlern sind dadurch möglich.

    Ich habe z.B. letzte Woche experimentell eine 10m-Schleife getestet mit z.T. abartigen SNRs auf VLF bis zum unteren Langwellenbereich.
    Ein Muster der 10m-Loop schicke ich Dir gerne mal zu bei Bedarf, bringt aber nur Verbesserungen bis zum unteren KW-Bereich.

    3. ) Das 200 bei der Typenbezeichnung der ML200 steht übrigens für 200MHz obere Frequenzgrenze des internen Verstärkers. Insofern sind mir die eineschränkten Pegel im oberen KW-Bereich etwas rätselhaft.
    Die ML 200 hat übrigens noch intern einen Jumper zum Wählen der Verstärkung mit der Bezeichnung "High-Low Gain".
    Damit kann die Verstärkung an verschiedene Schleifendurchmesser vangepasst werden. Je grösser die verwendete Schleife, desto kleiner sollte die Verstärkung gewählt werden.

    4.) Da Du den den ELAD S2 verwendest: Der kann auch UKW!
    Will heissen: Probier doch mal die ML 200 auch auf UKW aus, die liefert hier bis zu 80dB SNR. Möglicherweise ist aber der ELAD damit schon pegelmässig überfordert, zumal er ja dort im Undersampling-Mode arbeitet.

    Schöne Grüsse bzw. vy 73!

    Rudolf

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    1. Hi Rudolf,
      ich schaffe es irgendwie nicht, Dir hier im Kommentar zu antworten... keine Ahnung woran das gerade liegt. Sorry.

      Mal gucken ob das nun geht.

      Ekki

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  2. Und sch... sieht die ANtwort auch aus, wenns dann mal geht... :)

    Also, danke für die Meldung!

    Das mit der größeren Schleife habe ich natürlich auch probiert. So habe ich gestern zwei 12m hohe GFK-Maste in etwa 4m Abstand im Garten aufgestellt und dazwischen eine Drahtschleife gehängt. Umfang ca. 20m, obere Kante so bei 10m, unten der Verstärker in ca. 120cm Höhe.
    Das Ging auch hervorragend, auch wenn der Zuwachs an Signalstärke nicht so dramatisch war, wie ich es vielleicht erwartet hatte. Immerhin habe ich die eine oder andere neue NDB loggen können.

    UKW habe ich dann auch getestet - und bin immer überraschter :) Ok, meine Vergleichsantenne hier ist eine sehr ungünstig aufgestellte Discone, da geht manches besser. Aber es war schon erstaunlich was so an Rundfunksendern zu identifizieren war, die ich vorher noch nicht gesehen hatte.
    Auf 2m waren die lokalen Relais usw. und auch ein wenig SSB zuhören.

    Alles in allem schon erstaunlich, was die Antenne kann!

    Innen im Kasten steht 'Muster', das hat mir Dennis überlassen. Hat sich da gegenüber der Serie noch was geändert?

    73,
    Ekki, DF4OR

    P.S.: Der Elad FDM-S2 macht auf UKW kein Undersampling, oder jedenfalls nicht in den von mir verwendeten Bereichen. Der Vorgänder FDM-S2 war nur mit Undersampling zu betreiben.


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  3. Hallo Ekki,

    schön, daß auch die Gross-Schleife funktionierte und auch UKW!

    Wie schon geschrieben, lässt sich die Verstärkung intern ggf. umschalten bzw. anpassen.
    Man kann die Gesamtgrösse der Loop natürlich nicht extrem übertreiben, da irgendwann dieren Induktivität bzw. Blindwiderstand die Signalstärke zu höheren Frequenzen hin soweit bedämpft, daß dann keine weitere Verbesserung des SNRs mehr erreicht wird. Ich denke mal, 20m Umfang sind schon "Ende Gelände".

    Betr. der Kennzeichnung "Muster" kann ich momentan nicht viel dazu sagen, wir hatten einige Vorserienmuster vorab bis zur HamRadio 2014 produziert, ab dann ist eigentlich das Design nicht mehr verändert worden.
    Möglicherweise ist es auch ein reguläres Muster der Serienproduktion, die in begrenzter Stückzahl für einige ausgewählte Tester bestimmt sind/waren.
    Ansonsten kannst Du mich deswegen auch direkt kontaktieren via Homepage www.nti-online.de und dort via Formular "Kontakt" oder direkt über info(at)nti-online.de - ein Bild wäre hilfreich ...

    Noch ein interessantes Merkmal: Die MegaLoop 200 lässt sich übrigens auch via USB betreiben (da sie intern mit nur 4.5V DC auskommt), dafür gibt es jetzt neu alternativ eine sog. "Dual-Power Einspeiseweiche" (CPI100DP), die wahlweise über ein Netzteil oder USB betrieben werden kann.
    Damit ist dann auch wirklich echter Portabelbetrieb mit einem Netbook in der Pampa möglich, ohne auf ein zusätzliches Netzteil angewiesen zu sein. Alternativ lässt sie sich auch über einen kleinen externen USB-Akku betreiben, wie er z.B. für Smartphones etc. angeboten wird.

    73,

    Rudolf (DG1GZ)

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  4. Hallo,
    mich würde auch ein Vergleich mit einem schnöden Draht (ich vermeide "Langdraht") von ca. 20m Länge, über einen UnUn abgeschlossen, interessieren. Wer diesen spannen kann, sollte es mal testen ;-) ich habe schon so einige MagLoops getestet - einige davon waren auch sendefähig...

    ...mehr Geld kann man nämlich nicht sparen...

    Gruß Hermanski

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